1070 Forschen mit Fred

Naturwissenschaftliche Bildung im Kindergarten 6 © Finken-Verlag · www.finken.de eine der wesentlichen Kompetenzen für eine Teilhabe an unserer Gesellschaft dar und eröffnen neben beruflichen Perspektiven vor allem auch den Weg zu einer eigenständigen Meinungsbildung in Bezug auf technische bzw. naturwissenschaftliche Entwicklungen. Wenn man Bildung nicht mit Bildungszielen gleichsetzt, sondern sie als Aktivität versteht, die vom Kind ausgeht, so ist Bildung in diesem Sinne „Aneignung von Welt“ und das heißt Selbstbildung. Auch aus diesem Blickwinkel des Bildungsbegriffs kommt der naturwissenschaftlichen Bildung im Vorschulbereich ein fester Platz zu, bedenkt man einmal, mit welchem Eigenantrieb und Interesse Kinder Antworten auf Fragen zu Naturphänomenen geradezu „einklagen“. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass alle Bundesländer in Deutschland Bildungsvereinbarungen für den Elementarbereich getroffen haben, in denen auch die naturwissenschaftliche Bildung mit den Themenfeldern Biologie, Chemie und Physik fest verankert ist. Bio ist gut, Chemie ist schlecht? Biologische Themenfelder haben im Elementarbereich schon immer ihren festen Platz: Flora und Fauna werden das ganze Jahr über beobachtet und in jedem Frühjahr wird ganz genau verfolgt, wie etwa eine Tulpe aus einer Zwiebel wächst oder wie eine Kaulquappe zum Frosch mutiert. In der Regel finden Themen der belebten Natur im Kindergarten eine wesentlich größere Beachtung als Themen der unbelebten Natur. Gerade die Gleichbehandlung von Phänomenen der belebten und der unbelebten Natur ist jedoch wichtig, um einen schon lange wirksamen Teufelskreis zu durchbrechen: Die Fächer Chemie und Physik werden erst spät in der Schule eingeführt, sodass das Interesse für diese Themen oftmals bereits schon erloschen ist, während die früh vermittelten biologischen Themenfelder zu Sympathieträgern werden. Das fatale und völlig unangemessene Resultat lautet dann: Bio ist gut, Chemie ist schlecht. Eine solche Wertung ist nicht nur falsch, sondern führt auch zu einer künstlichen Trennung der Natur: Biologie, Physik, Chemie und auch andere naturwissenschaftliche Disziplinen betrachten Naturphänomene aus einem speziellen Blickwinkel, zerlegen das Ganze. Tatsächlich gehören belebte und unbelebte Natur jedoch zusammen und es fehlt ein ganz wesentlicher Teil der Betrachtung des Ganzen, wenn chemische und physikalische Aspekte nicht berücksichtigt werden. Plädoyer für chemische und physikalische Themenfelder Auch wenn es überraschen mag: Chemische und physikalische Phänomene der unbelebten Natur bieten nicht selten einen leichteren Einstieg in naturwissenschaftliches Experimentieren. So lassen sich physikalische und chemische Themen zu jeder Jahres- und Tageszeit durchführen. Auch in den tristen Wintermonaten, in denen Flora und Fauna deutlich weniger Attraktionen zu bieten haben, können einfache Experimente in einem Gruppenraum

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