Mein REF! Impulse und Inspirationen fürs Referendariat

Kind singt dann weiter Dabei ist sie dann mit Feuer und Flamme dabei; die Kinder merken, dass sie eigene Ideen einbringen können, mitgestalten können Das stand so nicht in meiner Unterrichtsvorbereitung – aber Spontaneität und Kreativität sind das Wesen der künstlerischen Fächer! Sie lassen sich weder planen, noch nach Noten bewer- ten Welche Freiheit das bedeutet! Welche Herausforderung! Diese Stunde ist gelungen, die Kinder sind hoch konzentriert dabei, lernen schnell die Texte, bewegen sich nach der Musik, lernen voreinander, spüren sich selbst Wäre das nicht toll, wenn diese Stunde als Unterrichts- besuch begleitet würde? – Nein, das ginge gar nicht, denn wir Referendare werden daran gemessen, wie genau wir unserer Planung folgen, die Zeiten und unsere Lernziele einhalten – wie sollte ich diese definieren? Es wäre ein „failed“, weil ich von meiner ursprünglichen Planung, mit den Kindern Notenwerte zu besprechen und diese zu klatschen, vollkommen abgekommen bin Vielleicht ist das sogar typisch für das Referendariat: Wir richten uns nach Vorgaben, gehen auf Nummer Sicher in unserer Vorbe- reitung, scheuen alle Risiken der Spontaneität und liefern Ergebnisse bei Unterrichtsbesuchen (nicht zu vergessen die Gummibärchen als Belohnung an die „brave“ Klasse) Und dann denken wir: ,Wenn das Referendariat vorbei ist, kann ich mich endlich wieder auf den Unterricht konzentrieren!‘ Natürlich macht es Sinn, die Struktur des Unterrichts kleinschrittig zu planen, mit methodisch- didaktischen Kommentaren – aber es kostet nicht nur sehr viel Zeit, es geht häufig an der Realität des Unterrichts vorbei Gerade in künstlerischen Fächern haben wir die Chance, soziales Lernen zu fördern, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, sie mit Kunst und Kultur in Berührung zu bringen durch eigene Aktivität – häufig ist doch die Schule der einzige Ort der Berührung mit Kultur In den vergangenen Wochen hatte ich häufiger Kunst unter- richtet Eine Idee hatte ich aus einem Kunst-Therapie-Buch entnommen: Die Kinder sitzen an Gruppentischen mit einem Blatt Papier vor sich Ein Kind beginnt, ein Wollknäuel zu einem anderen zu werfen, dort wird der Faden festge- klebt und so geht es von Kind zu Kind Die Kommunikation wird also sichtbar Am Ende, wenn genügend Woll-Linien sichtbar sind, malt jedes Kind sein eigenes Bild mit den vie- lerlei Formen auf seine Weise aus Das fröhliche Miteinander beim Werfen der Wollknäuel mündet in ein konzentriertes, lustvolles Malen Oder die Woche drauf, als die Kinder gegenseitig ihre Kör- perumrisse auf großem Papier abgemalt haben und dann ihre Figur gestaltet haben … Die Chance, alle Kinder mit 55 ©Finken-Verlag · www finken de

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