1095 Baldur der Zahlendrache
Grund 3: Mathematik im Übergang Kita–Grundschule Die Kita hat einen eigenständigen Bildungsauftrag. Dieser Bildungsauftrag umfasst verschiedene Momente der kindlichen Entwicklung und ist stärker als der der Schule auf Erziehung und Entwicklung orientiert. Hinzukommt, dass es keine genauen Vorgaben gibt, was Kinder wann können sollen. Dies beginnt erst in der Schule. Diese ist die erste Institution formell verpflichtenden Lehrens und Lernens. Hier legen die Lehrpläne allge- mein und Schulbücher sowie Schulprogramme konkreter fest, was Kinder wann lernen sollen, welche Kompetenzen sie brauchen und wie Lehrkräfte sie hierbei unterstützen sollen. Es ist bekannt, dass Kinder beim Übergang von der Kita in die Grundschule über vielfäl- tige Kompetenzen im Bereich Mathematik verfügen. Gleichzeitig ist bekannt, dass diese Kompetenten sehr unterschiedlich ausgeprägt sind (vgl. Selter 1995). Der schulische Unterricht richtet sich an alle Kinder; gleichgültig, welche Voraussetzungen sie mitbringen. Aber: Es gelingt der Schule aktuell nicht ausreichend, diese Unterschiede auszugleichen und alle Kinder dabei zu unterstützen, ein angemessenes mathematisches Verständnis zu entwickeln. Gerade bei Kindern mit gering ausgeprägten Kompetenzen im Bereich Mathematik zeigt sich dies deutlich. Dr. Kristin Krajewski, Professorin am Institut für Psychologie der Pädagogischen Hoch- schule Ludwigsburg, hat 2003 in einer Längsschnittstudie die Entwicklung mathema- tischer Kompetenzen bei Kindern untersucht. Die Untersuchung begann mit Kindern ein halbes Jahr vor deren Schuleintritt und endete mit Kindern, die am Ende der vierten Klasse waren. Krajewski konnte dabei zeigen, dass ein großer Teil der mathematischen Leistungen am Ende der vierten Klasse von den mathematischen Kompetenzen in der Kita-Zeit abhängen. Entwicklungspsychologin Dr. Dorothea Dornheim konnte 2008 zei- gen, dass Kinder mit in der Kita-Zeit deutlich niedriger ausgeprägten mathematischen Kompetenzen häufiger im ersten oder zweiten Schuljahr die Diagnose einer Rechen- schwäche /Dyskalkulie erhielten. Dies ist ein bildungspolitischer Skandal! Umso wichtiger ist es, die Entwicklung mathematischer Kompetenzen von Kindern angemessen und kindgerecht zu begleiten und zu unterstützen (vgl. auch Dornheim & Peter-Koop 2008). Grund 4: Mathematik in den Bildungsplänen der Bundesländer In allen Bundesländern gibt es Bildungspläne, auch wenn sie manchmal anders heißen. Jeder Bildungsplan unterscheidet verschiedene Bildungsbereiche voneinander und Ma- thematik ist in jedem ein entscheidender Bildungsbereich. Manchmal zusammengefasst mit anderen. In Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein z. B. mit Naturwissenschaft und Technik“. In Baden-Württemberg ist der Bildungsbereich Mathematik unter der Über- schrift „Denken“ versteckt. Die Bildungspläne sind mal kürzer gefasst – wie in Bremen – und mal sehr umfangreich – in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise. So unter- schiedlich die Bildungspläne sein können – einige wichtige Punkte haben sie dennoch gemeinsam: • Mathematik ist ein wichtiger Bildungsbereich. • Der Bildungsbereich Mathematik teilt sich in verschiedene Aspekte auf. • Die Begleitung und Unterstützung früher mathematischer Bildung ist Aufgabe der Fachkräfte. • Frühe mathematische Bildung soll alltagsintegriert und spielerisch stattfinden – schulische Lernformen, wie z. B. Arbeitsblätter, haben in der Kita keinen Platz. © Finken-Verlag · www.finken.de 6
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