1478 Das kannst du schon! Beobachten im Anfangsunterricht

© Finken-Verlag · www.finken.de Das kannst du schon! 1 Einleitung Das kannst du schon! Wir Lehrkräfte begleiten Kinder ein Stück auf ihrem Lernweg. Wir unterstützen sie dabei, viele Facetten der Welt, in der wir leben, zu entdecken und zu entschlüsseln. Mit der Einschulung beginnt unsere gemeinsame Reise. Für diese ist es bedeutsam, wahrzunehmen, was ein Kind schon kann und auch, wo es unsere Unterstützung braucht. Wir beobachten die Kinder unbewusst, nebenher, aber auch gezielt: Welche Erfahrungsschätze bringen sie schon mit – und wo können wir ihnen helfen, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen? Die systematische Beobachtung der Kinder ist ein bedeutsamer Teil unserer pädagogischen Arbeit. Die gesammelten Eindrücke sind das Fundament für Unterrichtsplanungen und Unterstützungs­ angebote, aber auch für unser Verhalten in der Klassengemeinschaft. Die Heterogenität der Kinder, die in einer Klasse am ersten Schultag zusammenkommen, macht diese Aufgabe allerdings oft zu einer Herausforderung. Organisatorische und gesellschaftliche Bedingungen wie z. B. jahrgangsgemischte Klassen oder die flexible Eingangsstufe, Lehrkräfte­ mangel, Digitalisierung, Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und Inklusion an Schulen, globale Krisen wie Pandemien oder Kriege usw. beeinflussen unsere tägliche Arbeit und verlangen uns einiges ab. Viele Lehrkräfte – Quereinsteiger*innen, aber auch solche mit vollem Studium für das Lehramt an Grundschulen – erleben es als große Herausforderung, alle Kinder mit ihren Stärken und Schwächen im Blick zu haben. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie Ihren Ansprüchen an sich selbst hinsichtlich der Beobachtung der Kinder nicht immer gerecht werden. Unsere Möglichkeiten als Pädagog*innen zur Beobachtung der Kinder sind begrenzt, denn: •  Unsere Kapazitäten im Schulalltag lassen es nur sehr selten zu, Kinder in Einzelsituationen zu beobachten. Wir begleiten oft allein eine ganze Klasse, tragen die Unterrichtsverantwortung und sind mit der Klassenleitung sowie den damit verbundenen Verwaltungsaufgaben betraut. •  Wir sind keine Therapeut*innen, Psycholog*innen, Ärzte oder Ärztinnen. Wir können jedoch Auffälligkeiten wahrnehmen und Eltern oder Expert*innen mit ins Boot holen. •  Manche „Stolpersteine“, die wir auf dem Lernweg der Kinder entdecken, können wir nicht vollstän­ dig aus dem Weg räumen. Hierfür fehlt Zeit, die richtige Begleitperson für das Kind, das richtige Material oder Verfahren usw. Als Reiseleiter oder Reiseleiterin für diese anspruchsvolle Aufgabe finden Sie im Ordner hilfreiche „Reiseunterlagen“, um die Beobachtungen aller Kinder der Klasse unterrichtsbegleitend zu gestalten und Ihre Eindrücke kompakt zu dokumentieren.

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