6 © Finken-Verlag · www.finken.de Einleitung Deutsch als Zweitsprache ist kein eigenständiges Unterrichtsfach. Dennoch liegen für die meisten Bundesländer Richtlinien oder Lehrpläne vor, die eigens auf sprachliche Besonderheiten beim Zweitspracherwerb zugeschnitten sind und entsprechende Handlungsfelder eröffnen. Kinder, die Deutsch als ihre zweite Sprache erwerben, werden oft zusätzlich gefördert. Sie nehmen aber vor allem am regulären Deutschunterricht teil. Und hier stellt sich Lehrkräften die Frage, „Wie kann ich die Bedürfnisse von DaZ-Kindern berücksichtigen und gleichzeitig meinen „eigentlichen“ Unterricht durchführen?“ Aus der Mehrsprachigkeitsdidaktik liegen hierfür einige Konzepte vor (vgl. Oomen-Welke 2000, 2010), die vor allem versuchen, einen gemeinsamen Unterricht für alle Kinder zu ermöglichen. Aus der Deutsch als Zweitsprache-Didaktik stammt außerdem ein Praxisbuch von Rösch, welches sich an den vier Kompetenzbereichen des Faches orientiert und neben Hintergrundinformationen zahlreiche Vorschläge für die Umsetzung im Unterricht bereithält (vgl. Rösch 2003). Auch die Ideensammlung von Schader (2014) bietet vielfältige Anregungen für den Unterricht. Für sprachreflexive und sprachanalytische Unterrichtsformen finden sich in den Büchern von Belke konkrete Vorschläge (vgl. Belke 2012a, b). Für die gezielte DaZ-Förderung gibt es u.a. das Material „Sprachbildung kompakt“ (Finken Verlag), welches sich an unterschiedlichen lebensweltlichen Themen (z. B. Schule, Wohnen, Stadt) ausrichtet. Darüber hinaus gibt es Materialien, die sowohl sprachliches als auch interkulturelles Lernen miteinander verbinden. Dazu gehören der mehrfach ausgezeichnete Sprachenfächer von Oomen-Welke (2010) für die Sekundarstufe I und das Sprachenportfolio „Meine, deine, unsere Sprachen“ von Fornol und Wildemann (2013) für die Klassen 2 bis 5. Es gibt also durchaus Konzepte, Ideen und Materialien für den Unterricht mit Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Sie werden in der Regel aber weitaus weniger genutzt als herkömmliche Materialien. Woran liegt das? Ein Grund ist sicherlich, dass die vorhandenen Praxisvorschläge und Materialien meist keinen lehrgangsartigen Charakter haben, vielmehr handelt es sich um Ideensammlungen, aus denen die Lehrkräfte, angepasst an ihre Lerngruppe, individuell auswählen können. Gerade das fällt scheinbar vielen Lehrerinnen und Lehrern schwer. Es ist jedoch erforderlich, wenn man seine Unterrichtsplanung an den Lernvoraussetzungen und -möglichkeiten der Kinder ausrichtet (siehe dazu auch Band 1). Oft fehlt sicherlich auch die Zeit, sich mit den unterschiedlichen Sammlungen und Materialien intensiv auseinanderzusetzen. Hier schlagen wir vor, zwei bis drei Fachkonferenzen zu nutzen, um sich Materialien gegenseitig vorzustellen, miteinander Umsetzungsmöglichkeiten zu besprechen und schließlich einen Plan zu erstellen, wer welches Material so aufbereitet, dass es für alle nutzbar ist. Auf diese Weise haben Sie in kürzester Zeit an Ihrer Schule einen Fundus an Unterrichtsideen und Materialien, den Sie dann nach und nach erweitern können. Dennoch fühlen sich viele Lehrkräfte den besonderen Herausforderungen, die sich durch die Mehrsprachigkeit in ihren Klassen ergeben, nicht gewachsen. Zu Recht beklagen sie immer wieder, dass sie für diese Form des inklusiven Unterrichts nicht ausgebildet seien. Das darf aber nicht dazu führen, dass sie ihren Unterricht so durchführen, als gäbe es in ihrer Klasse keine Kinder, für die die Unterrichtssprache ihre zweite Sprache ist. Dies umso mehr, weil sich die aktuell bestehende sprachliche Heterogenität in Grundschulklassen aufgrund der anhaltenden Flüchtlingsbewegungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eher verstärken wird. Daher verstehen wir den vierten Band unserer Reihe zum Sprachlichen Anfangsunterricht auch als eine Form der Weiterbildung. Wir liefern Ihnen darin Hintergrundinformationen zu wichtigen Aspekten von Deutsch als Zweitsprache im Hinblick auf die verschiedenen Lernfelder des Faches. Außerdem enthält der Band, wie bereits die anderen drei Bände, kleine Unterrichtsideen und Unterrichtsreihen sowie Materialien für deren Umsetzung auf der Material-CD. Ganz herzlich danken wir Sabine Oejen, Viktoria Keduk sowie Ruth Stockmann für die Unterstützung bei der Entwicklung und Erprobung der Unterrichtsideen und Muhammed Akbulut für die Übersetzung des Beobachtungsbogens ins Türkische. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung!
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