© Finken-Verlag · www.finken.de 7 1. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache im Anfangsunterricht Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland etwas mehr als 80 Millionen Menschen, davon 20% mit einem so genannten Migrationshintergrund (vgl. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/ Bevoelkerung/MigrationIntegration/MigrationIntegration.html). Während das Statistische Bundesamt grundsätzlich alle Menschen mit einem Einwanderungshintergrund zur Gruppe der Migrant/-innen zählt, erfolgt in den großen Large-Scale-Studien wie PISA (Programme for International Student Assessment) und IGLU (Internationale Grundschul-Lese- Untersuchung) oder auch im nationalen Ländervergleich des IQB (Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen) eine differenziertere Gruppierung. Beispielsweise unterscheidet der vom IQB im Jahr 2011 durchgeführte nationale Ländervergleich wie folgt: • „Schülerinnen und Schüler ohne Zuwanderungshintergrund: beide Eltern sind in Deutschland geboren; • Schülerinnen und Schüler mit einem im Ausland geborenen Elternteil: ein Elternteil ist in Deutschland, der andere Elternteil ist im Ausland geboren; • Schülerinnen und Schüler der zweiten Generation: beide Eltern sind im Ausland geboren, die Schülerin / der Schüler selbst ist in Deutschland geboren; • Schülerinnen und Schüler der ersten Generation: sowohl beide Elternteile als auch die Schülerinnen oder Schüler selbst sind im Ausland geboren.“ (Stanat et.al. 2012, S. 211) Was sagen diese und andere Zuordnungen aber darüber aus, ob und wie ein Kind Deutsch als zweite Sprache erwirbt? Hier kann ein Blick auf das dritte bzw. vierte Lebensjahr weiterhelfen, da in diesem Lebensalter der primäre Erstspracherwerb in der Regel als abgeschlossen gilt. Bei Kindern, deren Deutscherwerb also nach dem dritten oder vierten Lebensjahr beginnt, spricht man von einem frühen Zweitspracherwerb; sie erwerben Deutsch als ihre zweite Sprache (vgl. Ahrenholz 2014a, S. 5) Mehrheitlich sind dies Kinder, die bereits in Deutschland geboren sind und in deren Familien eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird. Ein gezielter und intensiver Kontakt zur deutschen Sprache beginnt bei einigen von ihnen mit dem Eintritt in den Kindergarten, was natürlich nicht ausschließt, dass bereits früher formelle und informelle Sprachkontakte bestehen. Entscheidend für die Klassifizierung „Deutsch als Zweitsprache“ ist vor allem die Tatsache, dass bereits eine Sprache – die Erstsprache – erworben wurde und Deutsch nun als zweite Sprache hinzukommt. Um das zeitliche Nacheinander zu veranschaulichen, wird in der Literatur auch zwischen L1 für die Erstsprache und L2 für die Zweitsprache differenziert. 1.1 Wichtige Begriffe im Überblick Der kindliche Zweitspracherwerb verläuft ähnlich wie der Erstspracherwerb, dennoch gibt es einige Besonderheiten, die zu berücksichtigen sind, wenn Kinder in der deutschen Sprache als ihrer Zweitsprache alphabetisiert werden. Bevor dies in Kapitel 1.2 dargestellt wird, sind nachfolgend einige wichtige Begriffe aufgeführt, die Ihnen in diesem Kontext immer wieder begegnen werden. U. E. ist es wichtig, eine gewisse begriffliche Drittes und viertes Lebensjahr
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