3162 Texte schreiben mit kooperativen Methoden Band 2

© Finken-Verlag · www.finken.de Texte schreiben kooperativ · Bd. 2 VI Kooperatives Lernen (Hintergrund) 6. Aufbau einer positiven Feedback-Kultur Kooperative Arbeit und Bewertung bringen die Schüler nicht nur inhaltlich und fachlich weiter, sondern auch in ihrem sozialen Miteinander. Gemeinsame Planung, Einigung und Bewertung kann nur funktionieren, wenn sie fair, ernsthaft und zielgerichtet stattfindet. Was ist gut gelau- fen, was melde ich positiv zurück, welche Tipps gebe ich meinem Partner, meiner Gruppe oder der anderen Gruppe? Es geht bewusst darum, eine positive Feedback-Kultur aufzubauen und zu lernen, nicht gleich als Erstes zu melden, was negativ auffällt. Gefühle wie Zu- oder Abnei- gung gegenüber den Schreibern spielen keine Rolle. Wer Kinder bei der Bewertungsphase im Plenum sprechen hört, ist überrascht und bewegt von der Ernsthaftigkeit und dem Respekt, der zu spüren ist. Häufen sich diese Gelegenheiten, wachsen auch das Vokabular und die Kenntnis von Instrumenten guter Rückmeldung. Diese Feedback-Kultur führt, meiner Erfahrung als Grundschullehrerin nach, in kooperativ geführten Klassen zu einer höheren Akzeptanz und Hilfsbereitschaft. 7. Erreichen einer Methodenkompetenz Mit diesem Ordner werden vielfältige kooperative Methoden eingeführt und trainiert. Er ist sowohl für Lehrer nutzbar, die ihre Schüler erstmalig an das kooperative Lernen heranführen wollen, als auch für Fortgeschrittene, die kooperative Methoden vertiefen, in Varianten durch- führen oder im Bereich Texte verfassen neu anwenden wollen. Die damit erreichte Methoden- kompetenz ist nicht nur für Lehrer, sondern auch für Schüler hilfreich. Die Schüler erleben in Teams Arbeitsformen, die sie immer wieder anwenden können oder die ihnen in der späteren Arbeitswelt begegnen. Die Schritte: Eigenes Arbeiten – Absprache – Vorstellung von Ergebnis- sen – Konsequenzen – Weiterarbeit sind wesentliche Vorgehensweisen in vielen Berufen. Die Schüler lernen bei der Anwendung der Methoden auch, dass eine präzise Planung und Organisation der methodischen Vorgehensweise für Erfolg wichtig ist und die Dokumentation der Ergebnisse zur Nachhaltigkeit gehört. Wer also eigenverantwortlich lernende Schüler erleben möchte, die angstfrei, motiviert und zielorientiert miteinander arbeiten, der ist mit diesem Ordner auf dem richtigen Weg. Konzent- rierte Arbeitsphasen, sachliche Diskussionen und wunderbare Rückmeldungen (die auch den Lehrer betreffen) werden den Einsatz belohnen. Mögliche Einwände gegen einen kooperativen Aufsatzunterricht Ja ..., aber es dauert viel zu lange! Prinzipiell dauert es immer länger, wenn sich Schüler Unterrichtsinhalte selbst erschließen, als wenn sie diese vom Lehrer vermittelt bekommen. Allerdings sind dann das Verständnis für das Gelernte und der nachhaltige Effekt viel größer, da die Schüler durch das Material samt der kooperativen Aufgabenstellung selbst auf Schreibkriterien stoßen oder einen Bauplan für Berichte, Anleitungen oder Wegbeschreibungen erarbeiten, der ihnen später als Grundgerüst beim Schreiben ihrer Sachtexte dienen wird. Auch die gegenseitige Bewertung der Schreiber­ gebnisse benötigt Zeit. Diese ist aber sinnvoll angelegt: Durch das genaue Achten auf das Einhalten von Schreibkriterien bei den Schreibprodukten der Mitschüler schleift sich dieses Wissen wiederholend ein und kann für eigene Schreibversuche transferiert werden. Generell lässt sich sagen: Je öfter die Schüler solche Prozesse im Unterricht durchlaufen, desto reibungsloser und schneller funktionieren diese. Da die Schüler außerdem nicht nur kognitiv vorangebracht werden, sondern gleichzeitig auch die Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz aufgebaut wird und zudem sprachsensibel unterrichtet wird, ist die Zeit gut investiert. Durch den häufigen Methoden- und Sozialwechsel erscheinen die Unterrichtsstunden im Übrigen auch viel kurzweiliger als üblich.

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