1631 Digitale Medien

© Finken-Verlag · www.finken.de Digitale Medien · Konzepte zur Förderung der Medienkompetenz V Digitale Medien in der Grundschule Es geht also um weit mehr als um das Digitalisieren von Schule und Unterricht. Neben wichtigen Querschnittsaufgaben (Inklusion, Differenzierung, Begabtenförderung, DaZ, ...) sowie vielfältigen fachlichen Aufgaben eröffnet die Integration digitaler Medien und damit die Förderung von Medienkompetenzen Möglichkeiten für eine neue Lernkultur im Sinne der 4 Ks sowie für die zukünftige Teilhabe an gesellschaftlichen Entwicklungen. 1.2 Was bedeutet dies für die Grundschule? Aufgabe von Grundschule war es schon immer, die Lebenswirklichkeit der Kinder aufzugreifen und ihnen ein selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Handeln zu ermöglichen. Zu dieser Lebenswirklichkeit gehören digitale Medien dazu.5 So stellt sich also die Frage nach einer sinnvollen Gestaltung zeitgemäßer Bildung. Dabei geht es nicht darum, wichtige Prinzipien und Kompetenzen aus der Grundschule zu verdrängen. Kinder sollen lesen, schreiben, rechnen lernen, sie sollen Dinge handelnd erfahren. Digitale und analoge Medien schließen sich nicht aus. An vielen Stellen können digitale Medien im Unterricht Lernprozesse sinnvoll unterstützen oder das Leben in die Klasse holen, wo es nicht unmittelbar sichtbar oder begreifbar ist (z. B. können SuS mithilfe der Slow-Motion-Technik einen Vulkanausbruch im Modellversuch beobachten, siehe UE 21). Gleichzeitig muss Unterricht aber auch neu gedacht werden. Digitale Medien eröffnen Chancen der Unterrichtsgestaltung, die vorher so nicht denkbar waren. Dadurch vertiefen Kinder in der Erstellung kreativer, multimedialer Handlungsprodukte ihre Auseinandersetzung mit dem Lernstoff (z. B. mit einer Lektüre, siehe UE 10). Häufig wird von Lehrkräften das Zeitproblem angesprochen. Werden digitale Medien On top genutzt (z. B. durch zusätzliche UE in ausgelagerten Computerstunden), ist ihr Einsatz häufig mit einem Mehr an Zeit verbunden. Werden sie hingegen in fachliche Unterrichtsszenarien integriert, verändern sich zwar Methoden und Einsatzszenarien, es wird aber häufig nicht viel mehr Zeit benötigt – z. B. wenn die SuS an unterschiedlichen Stationen in Mathematik arbeiten, an denen sowohl analoge als auch digitale Aufgabenstellungen zur Verfügung stehen. Bei kreativen Handlungsprodukten kann v. a. zu Beginn mehr Zeit benötigt werden. Die vertiefende und nachhaltige Verarbeitung des Wissens lohnt aber diese Mehrinvestition. Wenn SuS anschließend reflektieren, ob die digitalen Angebote sie in ihrem Lernen unterstützen konnten, denken sie über die Medien in ihrer Lebenswelt (kritisch) nach: Hat mir die App beim Lernen geholfen? Konnte ich den Inhalt multimedial besser darstellen? In diesem Ordner findet die Reflexion häufig innerhalb einer Durchführung statt. Sie finden aber auch UE, die das kritische Nachdenken über digitale Medien explizit behandeln (z. B. UE 1 bis 3). Natürlich unterstützen digitale Medien auch die Lehrpersonen bei ihren vielfältigen Aufgaben. Apps und Online-Angebote erleichtern die Differenzierung und eröffnen unterschiedliche Lernwege. Viele Arbeitsvorgänge werden vereinfacht, z. B. kann ein Arbeitsergebnis über das Präsentationsgerät in der Klasse gespiegelt und gemeinsam besprochen werden. Computer und Internet haben die Gesellschaft so grundlegend geändert, dass von einem Leitmedienwechsel gesprochen wird.6 Welche Kompetenzen angesichts dieser Veränderung an Bedeutung gewinnen, ist eine wesentliche Frage. Digitale Bildung und der Erwerb entsprechender Kompetenzen entscheiden zunehmend über zukünftige Chancen. Sie sind die Voraussetzung für eine selbstbestimmte und souveräne Teilhabe an einer digitalisierten Lebenswelt. Das Lehren und Lernen mit und über digitale Medien von Beginn an trägt zu einer notwendigen Weiterentwicklung und qualitativen Veränderung des Bildungsprozesses bei. 5 Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2018). Die regelmäßig veröffentlichte KIM-Studie belegt, dass Kinder mit einem sehr breiten Medienrepertoire aufwachsen, zunehmend über eigene Geräte verfügen und im Internet unterwegs sind. 6 Vgl. Doebli Honegger, Beat (2017). Doebli erklärt in seinem Buch wie und warum Computer und Internet die Gesellschaft so grundlegend verändern, dass von einem Leitmedienwechsel gesprochen wird.

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